Ui, glatt bin ich mal wieder über meine eigenen Vorurteile gestolpert:
Ich wollte eine Wähe backen, hatte aber keinen Kuchenteig im Haus - weder einen bereits ausgewallten, noch einen noch nicht ausgewallten - weder budget noch bio. Was also tun? Schnell einen einkaufen gehen, im Wissen, dass "schnell" heisst, mit dem Fahrrad oder dem Auto 5 Minuten in den Laden zu fahren, dort einzukaufen und weil man ja grad dabei ist, sich eben doch nicht nur für Kuchenteig zu entscheiden, sondern gleich den ganzen Wocheneinkauf zu tätigen. An der Kasse anstehen oder sich mit dem Selfscanninggerät auseinandersetzen, die gekauften Schätze verladen und 5 Minuten zurück fahren. Macht alleine rasch eine halbe Stunde aus. Zu Hause die Schätze ausladen, auspacken und verstauen, macht nochmals rasch eine Viertelstunde aus. Aus dem Schnell wird somit rasch eine Dreiviertelstunde.
Ich entschied mich fürs Alternativprogramm und googelte nach Kuchenteig. Und tatsächlich: Nur gerade Mehl, Salz, Butter und Wasser sind nötig, um einen Kuchenteig zu machen. Mit grosser Skepsis und keinerlei Erfahrung machte ich mich an die Arbeit und lachte mich innerlich aus, weil ich nicht an ein Gelingen glaubte. Aber denkste! Nach wenigen Minuten war mein Teig fertig, ich ganz ehrlich schon ein wenig erfreut und gleichzeitig noch immer recht skeptisch, ob sich der dann auch verarbeiten liesse. Auch da stellte sich mein Widerstand als weder hilfreich, geschweige denn nötig heraus. Der Teig - nach kurzer Ruhepause, bereitete die hellste Freude beim Verarbeiten. Und dann das Grösste: Die Wähe wurde von allen dermassen gelobt, dass ich mir vornahm, künftig weniger häufig Fertigteige einzukaufen. Denn einerseits hatte ich Zeit gespart, musste keinen unnötigen Einkauf einlegen und bekam erst noch mehr positive Resonanz als auf dem herkömmlichen Weg. Ich outete mich bzw. meinen ersten selbstgemachten Teig und erhielt nebst Lob auch noch Bewunderung und viel Respekt - von den Kindern wie auch von meinem Mann.
Und mein Fazit aus der Sache?
Ich fragte mich, wo sich weitere Vorurteile in und um mich verstecken und was passiert, wenn ich sie angehe.
Gleichzeitig identifizierte ich mich unglaublich innig mit meinen Kunden, die z.B. infolge eines Burnouts oder einer Erschöpfung bedingt durch eine ADHS-Ausprägung oder wegen ihrer Online- und Mediensucht einen Termin mit mir vereinbaren. Viel Skepsis und wenig Hoffnung sitzen mir beim Erstkontakt gegenüber. Und sind dann erste Teilerfolge erreicht (zu vergleichen mit dem Fertigstellen des Teiges), legen sich die Zweifel noch lange nicht: "Verhebet das würklich?" Die Angst vor einem Rückfall ist gross. Statt zu sehen, was bereits erreicht wurde und sich selbst über die Teilziele zu freuen oder sogar Gefühle von Stolz und Freude zuzulassen, wird weiter gehadert. Und erst wenn nach Abschluss einer vereinbarten Interventionszeit und aller erreichten Ziele auch Feedbacks von aussen kommen, glaubt man der Sache ...
... langsam zumindest.
Heinomal, muss es wirklich so harzig gehen!? Warum nur stellen sich so gerne unnütze Vorurteile zwischen unsere Gewohnheiten und die nötigen Veränderungen?
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Montag, 30. Juni 2014
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