Ich mag keine Krimis. Beim Essen bin ich offener und teste gerne Neues aus.
Warum ich Ihnen das anvertraue? Es ist wichtig, von sich
selbst zu wissen, was man mag und was nicht und danach zu leben. Tönt sehr
logisch! In meiner Arbeit als Psychologin erlebe ich allerdings täglich, dass
viele Menschen gerade damit Mühe haben. Sie wissen zwar, was sie wollen und was
sie nicht wollen, doch können sie sich nicht danach ausrichten. Sie sagen ja
und meinen nein. Sie überladen sich und wundern sich, dass sie Mühe haben, sich
abzugrenzen. Sie hegen grosse Selbstzweifel und trauen sich dennoch nicht,
Hilfe einzufordern. Sie nehmen sich zu wenig Zeit fürs Essen und stopfen dennoch
grosse Mengen in sich hinein. Sie sehnen sich nach einer liebevollen Beziehung
und reden selbst sehr gehässig über ihre Partnerschaft.
Was für ein Programmfehler liegt da vor? Es ist, wie wenn
ich Lust auf Meer und Sonne hätte, stattdessen ins alpine Hochgebirge fahren
würde und dann enttäuscht und erstaunt feststellen würde, dass mein Gepäck
nicht passend ist. Die Wünsche und die Umsetzung liegen weit auseinander. Die
eigenen Erwartungen passen nicht mehr auf das eigene Leben. Spannend dabei ist,
dass der Fehler für diese Diskrepanzen häufig zu zwei sehr destruktiven
Verhaltensweisen führt:
Statt sich selbst zu reflektieren und sich zu hinterfragen,
wie man nun korrigierend vom alpinen Hochgebirge zum Meer gelangt, ist das
erste destruktive Verhaltensmuster der Selbstzweifel: Sehr viele Menschen investieren
bei Fehlern in ihre meist schon gut genährten Selbstzweifel. Das zweite
destruktive Verhalten, das sehr häufig mit ersterem zusammen auftritt (die
beiden scheinen gute Freunde zu sein), ist, Vorwürfe gegen aussen hin auszusprechen.
Vorwürfe zielen meist auf das nächste Umfeld ab (Chef, Partner, Nachbarn,
Wetter, Wochentag etc.) und hätten eigentlich das Ziel, von eigenen
Selbstzweifeln abzulenken. Externe Attribution nennt es die Fachwelt, wenn man
anderen Personen oder Dingen die Verantwortung für eine Situation zuschreibt.
Externe Attribution dient der Psychohygiene, weil es
befreit. Doch ein Zuviel davon ist so wenig gesund und sympathisch wie ein
Zuviel an Selbstzweifeln: Wir kennen sie alle, diese Ewignörgler. Sie sind nicht
beliebt – weder vom Umfeld, das mit ihnen zusammenleben oder –arbeiten muss,
noch von sich selbst. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb sowohl, die
Selbstzweifler und die Fremdkritiker, wie auch die Kombinatoriker von beidem,
häufig sehr unglücklich sind. Sie sitzen in ihrem Leben fest, setzen ihre Energien in Selbstzweifel und Vorwürfe gegen aussen um, was einer Stagnation der Situation gleichkommt und müssen mit
ansehen, wie sie von lauter glücklicheren Menschen überholt werden. Oder haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie sich durch Ihre Selbstzweifel oder
die Reaktion durch Vorwürfe „an-die-Hand-genommen-fühlten“? Weder Selbstzweifel
noch Vorwürfe bündeln positive Energien.
Was denn wäre aber die Alternative? Zuerst ist es
wichtig, seine Ziele zu kennen und sein Verhalten danach
auszurichten. Passieren dennoch Fehler – kann ja zwischendurch passieren, dass
ich tatsächlich auf dem alpinen Gipfel lande statt am Meer – so hilft es, wenn
ich den Humor, den Verstand, oder einen guten Freund um Hilfe bitte.
Ich wünsche Ihnen Klarheit und Mut, sich für sich
selbst und die eigenen Ziele und Werte einzusetzen!
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